Es gibt auch Abenteuer abseits der Werkstatt

Irgendwann geht auch unsere Reise los

Ein unfassbar pampiger TÜV-Prüfer begrüßt mich trotzig in seinem Reich. Ob ich nicht lesen könne? Auf der Webseite stände doch ausführlich, dass Einzelabnahmen in dieser Woche unmöglich seien. Schließlich sei Ferienzeit und nicht jedermann könne solche Aufgaben übernehmen. Verdattert frage ich, was wir jetzt machen können. Ich solle einfach in der nächsten Woche irgendwann mal anrufen. Dann könne man für irgendwann möglicherweise einen Termin vereinbaren. Irgendwann. Wir wollten heute los. Mal wieder. Es ist der 28.05.2024.

Aber fangen wir vorne an: Motor war kaputt. Also kein Start der Reise am 07. Mai. Somit fliege ich zum Männer-Segel-Törn nach Kroatien und genieße das türkisblaue Wasser in vollen Zügen. Angelika rackert sich derweilen täglich mit Anrufen zwischen den Werkstätten ab und wird schier wahnsinnig. Sie wechselt vom Sofa bei Freunden über Hotels zu den Eltern. Ich bin höchst dankbar für meine geniale Auszeit und 100x mehr für die bombastische Unterstützung von ihr!

Auftanken am Mittelmeer

Der Segeltrip entpuppt sich dabei als eine wahre Schatzkammer. Das Wetter ist der Knaller. Sonne pur und Wind bis zu 7 Beaufort an der Küste Kroatiens. Also genau das richtige, um es auf dem Wasser krachen zu lassen, dem Abenteuersinn freien Lauf zu lassen und die vielen Inseln vor Split zu erkunden. Dazu haben wir eine unfassbar geile Yacht. Gerade mal 2 Jahre alt, 18m lang und mit allem Schnick-Schnack ausgestattet, den man sich vorstellen kann.

Aber das Segeln ist nur ein Teil der Reise. Viel beindruckender ist der Input von unserem Skipper und Coach Dirk Schröder, der mit uns in dieser Woche alle wichtigen Fragen des Lebens beackert. 10 gestandene Männer, alle an völlig unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben. Aber alle mit einer Sehnsucht nach echtem und vollem Leben ausgestattet. Gemeinsam diskutieren wir bereits am frühen Morgen beim Frühstück und bis spät in den Abend. Wir lassen uns vor Augen führen, was Gott in uns reingesteckt hat. Lernen unsere Lebensaufgaben besser kennen und bestärken uns gegenseitig das Leben nicht sinnverloren, sondern in Verbindung mit Gott zu verbringen.

Sind wir besser ohne Werkstatt bedient?

Als wäre es vorherbestimmt, kann ich die neu gewonnene Kraft zuhause direkt zum Einsatz bringen. Vom Flughafen düse ich direkt zur Werkstatt, um Otto gemeinsam mit Angelika in Empfang zu nehmen. Auf den ersten Blick sieht alles bombastisch aus. Wir sind im siebten Himmel. Die Karre läuft und wir sehen uns schon am Horizont in den Sonnenuntergang reiten. Aber schon nach wenigen Kilometern merken wir, dass an dem Auto nichts mehr stimmt. Der neue Motor läuft zwar super, aber der Scheibenwischer ist kaputt, die Fensterheber klappen nicht mehr, unter dem Auto bimmelt irgendwas richtig nerventötend, die Zweitbatterie ist kaputt und den Rest haben wir vielleicht einfach noch nicht gefunden. Das mit der Werkstattauswahl müssen wir scheinbar noch üben 😉

Gott sei Dank durfte ich mithilfe von youtube in den letzten Jahren viel über Land Rover lernen. Die Fehlerquellen sind also schnell gefunden und halb so schnell behoben. Die Gründe für die Fehler werden wir wohl nie erfahren, denn die Werkstatt hat komischerweise keine Muse darüber mit uns zu sprechen…

Dafür läuft es mit dem Hubdach bombastisch. In den letzten Tagen durften wir tatsächlich schon ein paar Mal mit Otto in den Sonnenuntergang reiten! Innerhalb von wenigen Tagen hat X-Vision-X das Dach montiert und rechts und links noch einige Sachen glattgezogen. Bis nachts um 2 Uhr haben wir noch gemeinsam in der Werkstatt rumgehangen, bis uns das Schmuckstück übergeben wurde! Danke an Markus & Ari für euren geilen Einsatz!

La Dolce Vita ruft

Am nächsten Tag stehen wir also vor dem TÜV und werden einfach wieder nachhause geschickt. Wir sind echt sauer. Alles war perfekt geplant: Mein Bruder ist schon da. Gemeinsam wollten wir die erste Strecke Richtung Türkei meistern. Aufgrund der ganzen Verzögerungen geht sein Rückflug allerdings schon in einer Woche nach Hause. Von Rumänien aus. Schöner Scherz, das schaffen wir jetzt auf keinen Fall mehr. Also einfach ohne TÜV losdüsen?

Natürlich sagt gleich jeder, dass wir im Ausland doch gar keinen TÜV bräuchten. Stimmt. ABER sobald wir nach Indien einreisen wollen, brauchen wir einen gültigen TÜV für den „Reisepass des Autos“ – dem Carnet de Passage. Wenn wir jetzt also pennen, wird das üble Konsequenzen haben.

Gerade sitzen wir am Lago Maggiore und genießen den Blick über das Wasser. Wir sind zu dritt unterwegs, lassen es uns ganz im Sinne des Dolce Vita gut gehen. Ohne TÜV. In der „Regenzeit“ konnten wir die letzten undichten Stellen im Auto ausfindig machen. Jetzt ist nur noch Sonne tanken dran und in wenigen Tagen holen wir uns endlich den TÜV. Bei einem TÜV-Prüfer, der Autos mag. Bei einem, der Reisen mag. Also was soll jetzt noch schief gehen?